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Kleiner Leitfaden für Neuimker
Der Versuch einer Entscheidungshilfe
1/2020
Ein paar Worte vorweg.

Ich (Jahrgang 61) habe 2011 Jahren mit der Imkerei begonnen und führe inzwischen 14 Bienenvölker. 2018 habe ich eine Weiterbildung zum Bienensachverständigen (BSV) abgeschlossen. Seit 2019 bin ich amtlich bestellter Bienenseuchensachverständiger (BSSV) im Kreis Kaiserslautern. Ich bin trotz allem bei weitem kein alter Hase, aber ich erinnere mich noch recht gut, wie mühsam es war Informationen und Entscheidungshilfen zu sammeln und hier möchte ich ansetzen.
Dieser Leitfaden ist ziemlich ich-betont (ich denke … , ich meine …, ich bin der Ansicht, daß ...), was nicht bedeutet, daß ich der alles wissende Guru in Sachen Imkerei bin, sondern daß ich aus meiner persönlichen Sicht und Erfahrung Anregungen geben möchte.
Es gibt nicht den einen einzig wahren Weg erfolgreich zu imkern, es gibt sehr viele, man muß seinen eigenen Weg finden.
Mit erfolgreich meine ich auch nicht möglichst viel Honig zu ernten, sondern seine Völker vital zu halten und möglichst ohne Verluste durch den Winter zu bringen.
Auch ich habe meinen Weg gefunden, aber ich lerne jedes Jahr von meinen Bienen dazu.
Wie kam ich eigentlich zur Imkerei?
Mein Vater bekam vor vielen Jahren von einem Freund eine Nisthilfe aus Ton für Solitärbienen geschenkt. Recht skeptisch bezüglich der Besiedelung, hängten wir dennoch die Nisthilfe auf und waren erstaunt wie schnell die Wildbienen die kleinen Röhren mit ihrer Brut belegten. Von diesem Erfolg angespornt baute ich aus Balkenstücken, in die ich verschiedene Löcher bohrte, weitere Nisthilfen, die ebenfalls sehr schnell besiedelt wurden.
2008 kaufte ich mir hier in Frankenstein ein Haus mit riesigem Garten. In den Garten wollte ich ein sehr großes Bienenhotel bauen. Irgendwann kam bei mir die Frage auf, warum eigentlich keine Honigbienen? Völlig ahnungsfrei hatte ich die Vorstellung, ich nehme eine größere Holzkiste, Bienen rein, einmal im Jahr aufmachen und Honig ernten, das wars. Ich fing dann an, im Internet zu recherchieren und stellte fest wie naiv meine Vorstellung der Imkerei war.
Nach gut einem Jahr Recherche, das Thema ließ mich einfach nicht mehr los, hatten sich eigentlich mehr Fragen als Antworten ergeben. Mein Entschluß, mit der Imkerei zu beginnen stand aber inzwischen fest. Jetzt mußte ich nur noch meine Frau von meinem Vorhaben überzeugen. Ein vom Bieneninstitut Mayen angebotener Schnuppertag bot dazu die richtige Gelegenheit für die erste Kontaktaufnahme mit Bienen.
Angelesene theoretische Kenntnisse sind zwar eine gute Grundlage, kann aber eine praktische Anleitung meiner Meinung nach nicht wirklich ersetzen. Also wurde ein Imkerkurs für meine Frau und mich gebucht und absolviert. Gleichzeitig sind meine Frau und ich in den Imkerverein Kaiserslautern eingetreten. Noch während dem Kurs, nach Rücksprache mit dem Kursleiter, haben wie uns die ersten beiden Bienenvölker angeschafft.
Anfänglich war der Honigertrag nur für den Eigenbedarf gerechnet und ich hatte schon Panik, was ich mit dem vielen übrigen Honig mache. Die Frage hat sich in der Praxis nie gestellt, weil plötzlich im Bekannten- und Kollegenkreis die Nachfrage nach Honig derartig schnell stieg, daß wir jahrelang spätestens im März ausverkauft waren. Und so wuchs langsam aber stetig die Zahl der Völker bis auf die jetzigen 14 an. Hier haben wir uns aber eine Grenze gezogen, weil uns der Arbeitsaufwand sonst zu groß wird.
Wer kann / darf Imkern?
Jeder darf Bienen halten ohne daß er einen Befähigungs- oder Erfahrungsnachweis bringen muß. Die einzige amtliche Vorgabe ist, daß man sich beim zuständigen Veterinäramt als Imker anmelden muß.
Aber - großes dickes Aber - ich empfehle dringend einen Imkerkurs zu belegen oder bzw. und einen erfahrenen Imker als Paten zu suchen. Imkerei per try-and-error führt zu unnötigen, vermeidbaren Verlusten bei den Bienen bis hin zum Totalverlust und somit zu Frustrationen beim Imker. Ob das wirklich Spaß macht wage ich zu bezweifeln, ganz davon abgesehen, daß ich das den Bienen gegenüber für unverantwortlich halte.
Imkerkurse werden von verschiedenen Imkervereinen, dem Landesverband oder auch vom Bieneninstitut Mayen angeboten. Die Kurse beginnen meist recht früh im Jahr (zum Teil Anfang Februar) und erfreuen sich recht großer Nachfrage und sind daher meist schnell ausgebucht, also rechtzeitig anmelden.
Eine Mitgliedschaft im Imkerverein kann ich auch nur wärmstens empfehlen. Die meisten Imkervereine sind dem Landesverband und damit dem deutschen Imkerbund angeschlossen und bieten ihren Mitgliedern über den Mitgliedsbeitrag Versicherungsschutz wie Haftpflicht, gegen Diebstahl, Vandalismus und ähnliches. Der Mitgliedsbeitrag ist meist recht moderat (Imkerverein Kaiserslautern 2018, 2 Bienenvölker: 49,80 € im Jahr). Manche Imkervereine bieten ihren Mitgliedern auch Abos für Imkerzeitschriften zu günstigeren Preisen an.
Der größte Pluspunkt für Imkervereine ist allerdings der Erfahrungsaustausch, gerade für Neulinge ist das ein nahezu unerschöpflicher Quell an Informationen und hier wäre auch eine gute Anlaufstelle um nach einem Imkerpaten zu suchen.
Was brauche ich zum Imkern?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn sie richtet sich nach den persönlichen Vorlieben des Imkers, aber auch nach den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln.
Es gibt im Imkereibedarfhandel viel Nützliches, aber auch jede Menge Entbehrliches. Ich habe da auch schon manchen Euro Lehrgeld bezahlt.
Die nachfolgenden Seiten sollen zeigen, mit welchem Material ich arbeite und warum ich mich dafür entschieden habe. Ich möchte damit dem Neuling eine Entscheidungshilfe bieten.
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