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Kleiner Leitfaden für Neuimker
Der Versuch einer Entscheidungshilfe
Thema Wachs
Spätestens alle 3 Jahre sollten die Waben im Brutbereich erneuert werden. Das hat zwei Gründe: in den bebrüteten Zellen bleiben die Nymphenhäutchen der geschlüpften Bienen zurück. Im Laufe der Zeit wird dadurch die Zelle innen immer kleiner, damit auch die schlüpfenden Bienen. Außerdem sind im Bienenvolk immer latent diverse Erreger und Sporen vorhanden, normalerweise kommt ein gesundes Volk damit zurecht. Diese Erreger sind verstärkt auf den Brutwaben zu finden, durch die Wabenerneuerung kann man also einen Teil davon heraus nehmen, bevor eine kritische Schwelle überschritten wird.
Idealerweise integriert man die Wabenerneuerung in die Betriebsweise, indem man ein Drittel bis die Hälfte aller Brutwaben jährlich ersetzt.
Ich versuche im März eine komplette Brutzarge zu tauschen, indem ich die untere Zarge wegnehme (vorhandene Brut wird nach oben umgesetzt), die bisher obere Zarge wird auf den Beutenboden gesetzt und anschließend eine Zarge mit neuen Mittelwänden oben drauf.

Die alten Waben sollte man umgehend einschmelzen sonst fallen die Wachsmotten darüber her. Man kann dazu einen Sonnenwachsschmelzer verwenden, der, wie der Name schon nahelegt, mit Sonneneinstrahlung funktioniert. Das ist aber auch sein Problem. Im zeitiger Frühjahr hat die Sonne noch nicht genügend Kraft. Als Alternative bietet sich ein Dampfgenerator an (gibt es auch im Baumarkt zum Tapetenlösen) in Verbindung mit einer großen Tonne, die unten einen Auslauf hat, damit das geschmolzene Wachs auslaufen kann.
In die Rückseite der Tonne wird in halber Höhe ein Loch für den Dampfschlauch gebohrt.
Das geschmolzene Wachs läuft in einen daruntergestellten alten Honigeimer, in den ich drei fingerbreit Wasser eingefüllt habe (dann läßt sich das erkaltete Wachs besser entnehmen).
Die ausgeschmolzenen Rähmchen danach mit dem Stockmeißel oder einem Spachtel sauber kratzen, die Drähte neu spannen, schon kann man die Rähmchen wieder einsetzen.

Das ausgeschmolzene Wachs reinige ich, indem ich es nochmal in einem alten Entsafter (aus Alu, auf dem Flohmarkt 2 Stück für 5 € erstanden) schmelze und in Silikonbackformen laufen lasse. Diese Silikonbackformen bekommt man günstig beim Discounter oder im Internet.

Nachdem die Wachsblöcke erkaltet sind, kratze ich mit dem Stockmeißel den auf der Unterseite abgesetzten Trester aus Pollen, Propolis und ähnlichem ab und erhalte damit sehr sauberes Wachs, daß ich für eigene Mittelwände oder nach ein paar weiteren Umschmelzvorgängen sogar für Kerzen verwenden kann.
Die Wachsblöcke kann man beim Imkereibedarfshändler des Vertrauens gegen einen kleinen Umarbeitungsbetrag (etwa 4 € das Kilo) gegen Mittelwände tauschen.
Übrigens: Die auf dem oberen Foto abgebildete "Freiluft-Schmelzaktion" bitte nicht in der Nähe der Bienenvölker und vor allem nicht bei Flugwetter durchführen. Das kommt gar nicht gut. Wenn sich plötzlich ein paar Hundert Bienen um die mitausgeschmolzenen Honigreste balgen, macht das wirklich keinen Spaß und im schlimmsten Fall löst man dadurch auch noch eine Räuberei aus. Diese Dummheit habe ich einmal gemacht. Seitdem schmelze ich die Waben im Haus.
Eigener Wachskreislauf
In den letzten Jahren häuften sich die Meldungen über mit Parafin oder Stearin verfälschtem Wachs. In meinem Bekanntenkreis waren auch ein paar Imker betroffen, die daraufhin zum Teil herbe Verluste an Bienenvölkern erleiden mußten.
Da ich befürchte, daß solches Wachs mittelfristig über Umtausch auch bei bisher sauber arbeitenden Umarbeitern landen, habe ich für mich beschlossen einen eigenen Wachskreislauf aufzubauen. Das heißt ich verarbeite ausschließlich mein eigenes Wachs und kaufe kein Wachs mehr zu.

Zur Mittelwandherstellung habe ich mir eine wassergekühlte Mittelwandgießform von der Firma Graze gekauft, nicht gerade ein Schnäppchen (über 800 €), aber sehr gut verarbeitet und funktioniert hervorragend. Ich hatte zuerst versucht Mittelwände mit einer reinen Silikongießform zu gießen, war mit dem Ergebnis aber nicht zufrieden. Es dauerte zu lange und die Mittelwände waren zu dick.
Mit der Zeit habe ich einen Überschuß an Wachs (da die Bienen die gegebenen Mittelwände mit geschwitztem Wachs ausbauen, zum Teil gebe ich auch statt kompletten Mittelwänden nur Anfangsstreifen, plus Entdeckelungswachs, insgesamt etwa 500g pro Volk und Jahr), das ich wiederum für Kerzen verwenden kann.
Ich sammle das Wachs in drei Qualitätsstufen und schmelze es getrennt voneinader in Blöcke.
- Entdeckelungswachs; verkaufe ich auch an Kunden die Wachs für Wachstücher oder für selbstgemachte Kosmetika brauchen
- Wachs für Mittelwände (ausgeschmolzene Honigwaben oder nicht bzw. kaum bebrütete Waben)
- Altwachs (aus bebrüteten Waben); dieses Wachs schleuse ich aus dem Wachskreislauf aus, das nehme ich für die Kerzenproduktion

Dieser Aufwand, vor allem auch aus finanzieller Sicht, rentiert sich meiner Meinung nach erst ab 10 Völkern.
Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, über den Verein einen gemeinsamen Wachskreislauf aufzubauen und die Gießform zu kaufen.
Wer weiterhin seine Mittelwände kauft, sollte seinen Verkäufer nach einem aktuellen Analysezertifikat fragen und auf den Päckchen der Mittelwände auf die Chargennummern achten, daß diese zu dem Analysezertikat passen. Das ist leider auch keine Garantie, daß hier nicht betrogen wird, erschwert es aber hoffentlich.
Ich denke mittel- bis langfristig führt kein Weg um einen eigenen oder gemeinsamen Wachskreislauf herum, solange es keine gesetzliche Definition von Bienenwachs in Bezug zu Mittelwänden gibt.
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